Friaul Ausfahrt 2025

Bei herrlichem Wetter kommen wir Donnerstag, 19. Juni 2025 in Tarvis zum vereinbarten Treffpunkt - die Stimmung ist gut, alle freuen sich auf die kommenden Tage. Leider müssen Wolfgang Grienauer und Christa Hertinger kurzfristig absagen, da ihr Mitsubishi L200 mit Elektronikschaden in NÖ hängengeblieben ist. Auch Wolfram und Manuela Klar haben kurz vor Klagenfurt Probleme mit dem 5. Gang des Getriebes ihres Defenders – das lässt sich aber so weit beheben, dass sie später zu uns dazu stoßen können.

 

Nach kurzer Einweisung zu unserem heutigen Programm, das von Manfred Kappner bis aufs letzte Detail minutengenau geplant wurde, starten wir mit 10 Autos (9 Geländewagen und ein PKW) im Konvoi Richtung Predil-See. Auf dem Parkplatz in der Nähe des Bergwerkes Raibl in Cave del Predil lassen wir unseren Golf stehen. Gitti fährt mit Barbara Zeger, ich fahre mit Gerhard Radl als Beifahrer mit, da die Auffahrt zur Alm Malga Grantagar mit unserem PKW ohne Allrad nur sehr schwer zu bewältigen wäre. Kurz nach dem See zweigt von der Hauptstraße eine Piste (die noch aus dem 1. Weltkrieg stammt) Richtung Alm ab – bald wird es sehr steil! Die schmale Piste windet sich durch dichten Wald in vielen Kurven 500 Höhenmeter

hinauf bis zur Malga Grantagar, die idyllisch zwischen imposanten Felsspitzen liegt – wir sind begeistert! Kühe sind noch keine oben auf der Alm, sie werden erst in den nächsten Wochen aufgetrieben. Die Wirtsfamilie serviert uns als Mittagessen typisch friulanische Spezialitäten (wie Frico, Salsiccia und Polenta), die allen hervorragend schmecken.

 

Nach der Abfahrt von der Alm steht eine Besichtigung des Bergwerkes Raibl in Cave del Predil am Programm. Hier sind auch schon Wolfram und Manuela mit ihrem wieder fahrtüchtigen Defender dabei. Das Bergwerk mit seiner Blei- und Zinkmine war viele Jahrhunderte in Betrieb und wurde erst 1991 geschlossen. Zu Fuß geht es mit deutschsprachiger Führerin tief hinein in den Berg. Zu sehen gibt es viel – eine Kapelle mitten im Berg, den Schacht mit den Aufzügen, der noch viele hundert Meter tiefer führt, alte Fotos der Bergleute bei der Arbeit. Ein Raum wird auch für die Lagerung von Käse genützt.

 

Nach dem Bergwerksbesuch besichtigen wir auch noch das Museum im ehemaligen Direktionsgebäude der Raibl Bergwerke. Besonders der große Kassensaal ist sehr beeindruckend, aber auch die sonstigen Aufenthaltsräume für das leitende Personal, wie ein kleiner Kinosaal, Café und Billardtisch, das Direktionszimmer, der Tresorraum etc. – alles in schönstem Art Deco Stil! Besonders interessant sind auch die peniblen Aufzeichnungen und die

Buchhaltung in feinster Handschrift.

 

Danach geht es in kurzer Fahrt zum Restaurant Chalet al Lago am Predil-See, wo wir direkt am Parkplatz übernachten (wir im Zelt, die anderen Teilnehmer in ihren Autos). Ein Abendessen direkt auf der Terrasse mit Blick auf den See beschließt den ersten Tag der Ausfahrt, der uns schon mit mehreren Highlights sehr zufrieden gestellt hat.

 

Am Freitagmorgen erwartet uns wolkenloses Wetter! Der morgendlich spiegelglatte See lädt einige besonders mutige Damen unserer Gruppe zum Schwimmen ein. Sie genießen das Bad im kühlen, erfrischenden Nass sehr!

 

Nach dem Frühstück geht es über den Sella Nevea Pass hinunter ins Kanaltal nach Chiusaforte, wo wir im ehemaligen Bahnhofsgebäude (das jetzt ein Café für die vielen Radfahrer ist, die die ehemalige Bahnroute – Alpe Adria Radweg - befahren) gemütlich ein zweites Frühstück einnehmen.

 

Über Venzone und Bordano führt uns die Weiterfahrt zum Fuß des Monte San Simeone, wo eine Militärstraße aus dem 1. Weltkrieg spektakulär über 1000 Höhenmeter auf den Berg hinaufführt. Vor zwei Jahren standen wir schon einmal hier am Beginn der Bergstraße – da war sie aber wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. Doch diesmal klappt es! In vielen Kehren, die teilweise durch (insgesamt 9) Tunnel führen, geht es gut asphaltiert hinauf auf ein Hochplateau mit herrlicher Aussicht hinunter zum Tagliamento. Hier stößt auch Wolfgang Watzlavek zu uns dazu.

 

Nach einer Jause geht es wieder hinunter und Richtung Norden bis Portis (bei Venzone). Hier wurden bei dem schweren Erdbeben 1976 viele Dörfer komplett zerstört. In Portis wurden die Häuser so schwer beschädigt, dass sie verlassen wurden – die Häuser wurden aber als Portis Vecchio stehen gelassen (auch für wissenschaftliche Untersuchungen) und daneben ein neuer Ort Portis gebaut. Wir erkunden das alte Dorf mit seinen zerstörten Häusern. Wir haben alle „wassertaugliches“ Schuhwerk angelegt, denn am Ortsrand führt ein schmaler Weg durch einen sumpfigen Auwald bis ins Schotterbett des Tagliamento. Nach Durchwaten eines Nebenarmes des Flusses erreichen wir einen alten verlassenen Bunker aus den Zeiten

des kalten Krieges in den 50er-Jahren, der auf einer Insel mitten im Tagliamento liegt – ein „lost place“ als Zeitzeuge. Ein unglaublicher Platz …

 

Über Resiutta (Stopp bei Eisgeschäft) und Dogna geht es hinauf ins Val Dogna – durch spektakuläre Landschaft mit den Felszacken der Montasch-Gruppe als Begrenzung geht es wieder 1000 Höhenmeter hinauf bis zum Ende der Straße auf einen Pass (Sella Somdogna). Eine herrliche Almlandschaft erwartet uns, eine große Alm, auf der v.a. Schafe gehalten werden. Der Schafhirte mit seinem Hund bewacht die große Herde. Bis zum ersten Weltkrieg verlief hier die Grenze zwischen Österreich und Italien – ein symbolischer Grenzstein erinnert daran.

 

Unser Übernachtungsplatz liegt auf der Alm Malga Spadovai 200 Höhenmeter tiefer. Ein schöner ruhiger Platz zwischen Bäumen bietet genug Platz für alle Autos. Ein hervorragendes Abendessen auf der Terrasse der Alm beschließt diesen Tag (nur kurz unterbrochen durch einen Regenschauer, dafür werden wir aber mit beeindruckenden Wolkenstimmungen belohnt), der uns wieder viel Abwechslung und zahlreiche Höhepunkte gebracht hat.

 

Am Samstagmorgen verlassen wir bei bewölktem Himmel diesen schönen Platz, fahren wieder hinunter nach Dogna und weiter über Tolmezzo nach Paularo. Nach einer Pause im Stadtcafé nehmen wir die Auffahrt auf den Monte Paularo in Angriff. Wir lassen unseren PKW im Ort stehen und sind wieder Beifahrer bei Barbara und Gerhard. Eine schmale Schotterpiste (errichtet ebenfalls im 1.Weltkrieg) führt über 1000 Höhenmeter hinauf bis kurz unter den Gipfel. Wir wandern durch Almgelände und viel blühenden Almrausch hinauf zum etwas wolkenverhangenen Gipfel auf 2043m mit Blick auf die karnischen Alpen. Hier sieht man noch viele alte Schützengräben und Stellungen aus dem 1. Weltkrieg. Wieder ein Höhepunkt!

 

Nach längerer Fahrt erreichen wir den kulinarischen Höhepunkt des heutigen Tages: Wir besuchen in Ragogna (in der Nähe von San Daniele) die kleine private Prosciutteria Il Molinari, die extra für uns am Nachmittag geöffnet hat (besonderen Dank an Manfred, dies ausgehandelt zu haben). Die Verkostung von reichlich Prosciutto, Käse und Wein stellt alle sehr zufrieden – es kaufen nachher auch alle noch etwas zum Mitnehmen ein.

 

Nur wenige Fahrminuten entfernt ist unser letzter Übernachtungsplatz „Al Vecjo Traghet“ direkt am Ufer des Tagliamento, der auch schon bei der letzten Friaul-Ausfahrt 2023 unser Stützpunkt war. Den Tag beendet ein Lagerfeuer im Schotterbett des Tagliamento.

 

Nach einem gemeinsamen Sonntags-Frühstück im Restaurant des Campingplatzes, das dankenswerterweise vom Expedition Club Austria übernommen wurde, geht es ans Verabschieden und an die Rückreise – nicht ohne vorher noch ein großes Dankeschön an Manfred und Michaela zu sagen, die diese Club-Ausfahrt perfekt organisiert haben!!

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